Der Gehilfe des Königs |
Irgendwann, irgendwo gab es einst einen König. Nichts ungewöhnliches eigentlich, doch dieser König starb vor seinem Tod.
Der König, ein kluger und mächtiger Mann, hatte einen Gehilfen. Nicht nur einen, sicher, aber einen, der die ganzen Kleinigkeiten rund um den König erledigte. Darum kümmerte sich der König nicht, er erledigte nur die großen, wichtigen Aufgaben, eben die, die eines Königs würdig waren.
Der König, obwohl weise und mächtig, beachtete seinen Gehilfen kaum.
Schließlich waren es nur irgendwelche unwichtigen Aufgaben, die dieser
Gehilfe erledigte. Nichts, was seiner Beachtung wert gewesen wäre. Im Laufe der Zeit kümmerte sich der Gehilfe des Königs um immer mehr. Er war um das Wohlbefinden seines Herrn besorgt, und deshalb opferte er viel, um im Hintergrund für seinen König zu dienen. Er sorgte sogar für einen ganz besonderen, immer wechselnden Plan der Palastwachen, um das kostbare Leben seines Königs zu schützen. Der König wußte davon nichts. Seine Aufgaben waren zu wichtig, als das er sich um solche Kleinigkeiten kümmern konnte.
Der Gehilfe des Königs arbeitete zwar hart, aber natürlich unterliefen ihm
auch Fehler, denn er war ja kein König, nur ein Gehilfe. Manchmal erfüllte es den Gehilfen des Königs mit Schmerz. Was sollte er tun? Korrektheit war selbstverständlich, Fehler aber ärgerten seinen König.
So ging es bis zu jenem Tage, als dem König wieder einmal ein Fehler seines
Gehilfen gewahr wurde.
Da steht er nun, der Verstoßene. Immer hatte er sich mit aller Kraft eingesetzt, und nun ist er ein Verstoßener!
Der König bemerkt das Fehlen des Gehilfen zunächst nicht. Aber bald fallen
sie auf, all die Kleinigkeiten, um die dieser sich gekümmert hatte.
Haß flackert im König auf, Haß auf den verstoßenen Gehilfen.
Und so verändert sich der König. Die Flamme in ihm sucht nach Nahrung, und
so findet sie sie auch. Der König beginnt, nur noch das Schlechte in seinem Gegenüber zu suchen. Er ist nur noch auf seinen Vorteil bedacht, versucht immer öfter, andere massiv zu übervorteilen und schafft sich so eine Menge Gegner.
Sein Herz verschließt sich vor dem Schönen dieser Welt, Liebe und Güte verbrennen zu Haß und Bosheit. Der König wird böse. Er bricht Streit mit seinen Nachbarn vom Zaun, unterdrückt sein Volk, und er läßt nach dem verstoßenen Gehilfen suchen, um ihn für seine Verbrechen zu bestrafen. Doch zum Glück besitzt dieser Freunde, die ihn vor dem Zugriff des bösen Königs verstecken.
Einige Zeit währt das böse Regime des Königs. Er verliert alle Freunde,
dafür bekommt er sehr viele Feinde. In dieser Nacht tötet ein Mörder den Körper des Königs. Der König stirbt, ohne den kalten Stahl in seinem Herzen gespürt zu haben. Als der Gehilfe vom Tod des Königs hört, überkommt ihn das Gefühl von Trauer. Er hatte den König gemocht, und er kann ihn nicht hassen, auch wenn er fast von den Häschern getötet worden wäre. Nein, in seinem Herzen ist kein Platz für die Flamme des Hasses. ©2020 Holger Thiele generiert aus "gehilfe.template" vom 28 07 2001 |