Die Straße der Ewigkeit |
Irisierend funkeln die Strahlen der Sonne im leicht bewegten Wasser des
Meeres wie ein wogender Teppich von Diamanten. Eine Straße aus Licht teilt
das Meer und verliert sich am Horizont. Mein Blick wandert. Auf der Straße der Ewigkeit.
Wer bin ich? Wo bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Auf der Straße der Ewigkeit.
Ich laufe über das Feld. Wer mag vorher schon hier hergegangen sein? Was
kann der Boden für Geschichten erzählen? Wer hat schon alles unter diesem
Baum dort Schatten gesucht, wer alles mag hier gelebt haben und hier
gestorben sein? Auf der Straße der Ewigkeit.
Die steinernden Zeugen der Vergangenheit strecken ihre Hand durch die Zeit
hindurch in die Gegenwart. Ich wandere durch ihr Reich, ich höre das Wispern
der Verblichenen, die Erzählungen der Gegangenen, spüre die Schatten der
Alten. Auf der Straße der Ewigkeit.
Doch auch die Monumente der Alten verblassen gegen die Ewigkeit der Erde
selbst. Wie das Werk vorwitziger Kinder erscheint der Versuch, die Zeit zu
überdauern. Der Versuch, die Eltern zu übertrumpfen. Doch es bleibt nur ein
Versuch. Der junge Sohn kann den alten Vater nicht übertrumpfen. Auf der Straße der Ewigkeit.
Die Strahlen der Sonne. Wieviel Freude und Leid haben sie schon beschienen?
Wieviele Geschichten, Bilder und Schicksale haben sie schon gesehen? Geburt
und Tod der Welt, Leben und Sterben, Freude und Leid. Auf der Straße der Ewigkeit. Der Straße folgend, vereinen sich immer mehr die Schicksale der vielen zu einem einzelnen, gerät das Individuum in Vergessenheit, wird zu einem Teil eines der vielen funkelnden Sternchen. Auf der Straße der Ewigkeit.
Die Sonne versinkt hinter dem Horizont. Die Straße aus Licht verschwindet
und läßt mich mit meinen Gedanken allein. Auf der Straße der Ewigkeit. ©2020 Holger Thiele generiert aus "strasse.template" vom 28 07 2001 |