Gothic |
GothicGothic ist das erste Spiel der deutschen Softwareschmiede Piranha Bytes. Zu seiner Fertigstellung hat es dreieinhalb Jahre gebraucht, und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen!Gothic ist ein Rollenspiel, welches im "Fantasy"-Bereich angesiedelt ist. Man kann also eine mittelalterliche Kulisse erwarten, viele Monster, Magie und allerlei Unerklärliches. Zur Rahmengeschichte: Zu irgendeiner Zeit liegt das Königreich Myrtana im Krieg mit übermächtigen Orkhorden. Es bleibt nur die Chance, so viele Kämpfer wie möglich mit Waffen aus dem magischen Erz der Minen von Khorinis auszustatten, um den Ork Einhalt zu gebieten. Um nun aber genügend Arbeiter für die Minen zu "gewinnen", lässt der König jeden, der ein noch so geringes Verbrechen verübt hat, zur Zwangsarbeit verurteilen. Zugleich schickt er seine besten Magier aus, um einen magischen Bannkreis um die Minen zu legen, um Fluchtversuche zu verhindern. Diese Barriere lässt zwar alles hinein, aber kein lebendes Wesen heraus. Allerdings geht bei diesem Zauber etwas schief: Die Barriere vergrössert sich beträchtlich und schliesst einen weiträumigen Bereich ein. Die Arbeiter nutzen die Gunst der Stunde und beseitigen die Wächter. Unter der Kuppel entsteht ein eigenes Gesellschaftssystem. Da in der Aussenwelt weiter (und wieder) Erz benötigt wird, schliessen der König und die Eingeschlossenen ein Abkommen: Gegen Erzlieferungen bekommen sie alle geforderten Waren (und auch noch einige andere Dinge). Der Held, die Hauptperson der Geschichte, wird eines Tages ebenfalls (wegen einer Kleinigkeit) verurteilt. Kurz vor dem (wörtlich zu nehmenden) Stoß dirch die Barriere erhält der Held einen Brief, den er zu einem der mächtigen Magier bringen soll. Aufgrund der Ankündigung, Überbringer von Nachrichten würden gut belohnt werden. Und schon geht es ab in die Verbannung. Der Spieler fällt in einen See und findet sich in einer anderen Welt wieder, begrenzt durch eine undurchdringliche Barriere.
Der Held muss nun sehen, wie er in dieser Umgebung überlebt. Je mehr man
von dieser Welt erkundet, desto mehr entwickelt sich die Geschichte. Der
erste Weg führt einen in das "Alte Lager", wo man nach einigen Gesprächen
über eine mögliche Aufnahme mit Aufgaben "überschüttet" wird. Je mehr
Aufgaben man löst (oder Monster und ggf. andere Gegner) besiegt, desto mehr
Erfahrungspunkte kann man sammeln, und je mehr kann man verschiedene
Fähigkeiten erlernen und trainieren, um bessere Überlebenschancen zu
haben. Die Welt von Gothic wirkt faszinierend real. Nun ja, natürlich ist es nur ein Spiel, aber alle Personen haben ein (begrenztes) Eigenleben. Jeder geht einer Tätigkeit nach, schläft nachts (meistens), redet mal mit andere Bewohnern und mag es meistens gar nicht, wenn man in seinen Sachen herumstöbert. Bei Händlern kann man Sachen erstehen oder verkaufen, und über einen Mangel an Aufgaben kann man sich nicht beklagen. Die Grafik von Gothic ist wirklich gut. Die Landschaften wirken sehr detailliert, von erhöhten Punkten hat man (je nach Einstellung) einen atemberaubenden Überblick. Zwischendurch regnet es, und ein Sonnenuntergang bei schönem Wetter sieht wirklich toll aus. Die Figuren (Menschen wie Monster) bewegen sich recht flüssig und nett animiert. Gespräche sind bei Gothic wichtig. Man kann viel von den Personen erfahren, und neben Aufgaben erhält man oft Hinweise zur Lösung von Problemen. Die Sprachausgabe ist nett gemacht, die Hintergrundmusik ebenfalls (wenn man sie denn aktiviert .-)) Der Spielablauf ist flüssig .... wenn man genügend Rechenpower besitzt! Gothic ist ein sehr hardwarehungriges Spiel! Die Minimalanforderungen auf der Packung (PII-400) mögen vielleicht ausreichen, aber es macht keinen Spass. Ein PIII (bzw. Athlon) ab 500Mhz sollte es schon sein, 192MB Hauptspeicher (oder gleich 256) können auch nicht schaden. Als Grafikkarte eignet sich am besten eine neuere Karte mit NVidia-Chipsatz (z.B. Geoforce2, aber durchaus auch TNT). Z.Zt. gibt es größere Probleme mit ATI-Karten. In der Originalversion besitzt das Spiel einige handfeste Bugs (neben "Kleinkram"). Einige Patches sind inzwischen erschienen, welche die wesentlichen Bugs eigentlich ausgeräumt haben sollten. Wer sich darüber informieren will, kann in die o.g. Foren hineinschauen. Fazit: Ein faszinierendes und wirklich lohnendes Spiel! Gothic 2Nach dem mehr als gelungenen "Einstieg" Gothic (1) gibt es nun endlich den Nachfolger!
Gothic 2 führt Spielerinnen und Spieler wieder in die Welt von Myrtana,
diesmal in den Bereich der Insel Khorinis.
Friede, Freude, Eierkuchen? Leider nicht. Nicht nur, dass der Held viel (nun ja, fast alles) seiner früheren Heldenkarriere vergessen hat, auch das Böse ist nicht völlig von der Welt verschwunden: Der Schläfer ist zwar vernichtet, sein letzter böser Wille hat jedoch neues Übel hervorgelockt, welches die Welt zu überschwemmen droht! Und wirklich was dagegen tun kann nur der Held - und dessen momentanen Fähigkeiten sind leider nicht mehr sehr heldenhaft. Gothic 2 basiert auf der gleichen Grafik-Engine wie der erste Teil. Sie wurde aber etwas aufgebohrt, z.B. werden jetzt bessere und detailliertere Texturen verwendet. Die Grafik ist (wie eigentlich schon im ersten Teil) wirklich sehr gut. Wer einen schnellen Rechner hat, kann bei hochgestellter Sichtweise wirklich atemberaubende Weitblicke geniessen. Zudem ist die Welt mit viel Liebe auch für Kleinigkeiten gestaltet. Und im Gegensatz zu Morrowind, welches ja auch eine sehr beeindruckende Grafik hat, gibts bei Gothic auch richtig viele Bäume, eigentlich überhaupt eine überzeugende Vegetation.
Wieder muss sich der Held durch sechs Kapitel kämpfen. Die Art und Weise
des Aufstiegs erinnert dann doch ein wenig an den ersten Teil: Angekommen
in der Stadt, müsste unser Held eigentlich zu den Paladinen in die Obere
Stadt. Dort darf er aber erst rein, wenn er ein Mitglied einer der drei
Gilden ist. Die Gildenzugehörigkeit gibts aber nicht geschenkt, sondern
muss sich erarbeitet werden.
An einigen Stellen macht das Spiel allerdings den Eindruck, als wären aus
Zeitdruck einige Ideen auf der Strecke geblieben. Dies war schon im ersten
Teil der Fall (z.B. ein nicht ausprogrammierter Bereich der
"Vergessenen Mine"). Das stört nicht wirklich, aber natürlich fragt man
sich, was dort möglicherweise an netten Ideen nicht vorhanden ist.
Gothic 2 ist durchaus nicht bescheiden, was die Hardware angeht: Um mit
mittleren Details akzeptabel spielen zu können, sollte es schon ein
1GHz-Rechner mit 512MB sein. Wer grafisch richtig
verwöhnt werden will, sollte unter 2GHz lieber nicht anfangen.
Auf jeden Fall ist Gothic 2 ein würdiger und empfehlenswerter Nachfolger zu Gothic!
Inzwischen gibt es zu Gothic2 ein Add-On, nämlich
Die Nacht des Raben.
Dieses Add-On fügt zu einem installierten Gothic 2 einige Dinge
hinzu, u.a. eine komplett neue Teilwelt, einige neue Gilden und einen
zusätzlichen Handlungsstrang, der in die Originalgeschichte eingebunden
ist. Dazu gibt es an vielen Stellen neue Kleinigkeiten.
Gothic 3Der lang erwartete Nachfolger von Gothic und Gothic 2 erblickte gegen Ende des Jahres (2006) das Licht der Welt. Wieder spielt der namenslose Held die Hauptrolle. Und wieder muß er sich emporarbeiten, wie in den letzten Teilen zuvor. Ok, streng genommen hat er nicht alles vergessen wie bei den letzten zwei Malen, aber in letzter Konsequenz bekommt er doch zu Anfang schnell derbe einen "auf die Mütze". Aber wer würde schon als allüberlegener Superheld anfangen wollen?Die Geschichte beginnt mit der Landung des Schiffes, mit welchem die Helden im zweiten Teile von Khorinis geflohen sind, am Festland von Myrtana. Der Krieg gegen die Orks ging verloren (nicht ohne mysteriöse Mithilfe des Zauberers Xardas), und nun sind diese die Herren des Landes! Die Menschen sind gerade mal als Arbeitskräfte geduldet, manche sind auch als Söldner angeheuert. Aber es gibt noch Widerstand im Land, und natürlich wird sich der Held auf die Seiten der Rebellen schlagen. Nein, er kann auch Partei der Orks oder der Menschen aus der Wüste im Süden ergreifen. So macht sich der Held auf den Weg durch die Städte bzw. Dörfer des Reiches, und erfüllt dort Aufgaben. Schlägt er sich beispielsweise auf die Seite der Rebellen, so muß er die einzelnen Dörfer von der Herrschaft der Orks befreien. Dazu muß er sich natürlich zunächst in der Gunst der Orks hocharbeiten, ehe er den jeweiligen Stadtführer einen Kopf kürzer macht. Quests gibt es viele in Myrtana, und es begegnen einem natürlich auch wieder die guten alten Bekannten, die zusammen mit dem Schiff angekommen sind. Der Held kann sich, wie in Rollenspielen üblich, in verschiedenen Richtungen weiterentwickeln. Stufenaufstiege geben Lernpunkte, und die können bei Lehrern in Wissen und Fähigkeiten getauscht werden. Der Held kann sich zu einem Schwertkämpfer ausbilden lassen, aber auch die Kunst der Magie lernen. natürlich kann man beides auch kombinieren, und mit Hilfe von selbstgebrauten Tränken kann man sich nach schweren Kämpfen viel besser erholen. Die Quests sind insgesamt nicht schlecht, aber es fehlen einige Überraschungen oder ausgefeiltere Ideen. Hier merkt man, daß gegen Ende der Entwicklung es an Zeit gefehlt hat (s.u.). So gibt es beispielsweise quasi keine weiblichen NPCs im Spiel (bis auf ein paar der wortlosen Füllfiguren). Auch reagieren die Figuren nicht so schön auf vergangene, durch den Helden ausgelöste Ereignisse. Die virtuelle Fläche von Gothic 3 ist deutlich größer als in den beiden Vorgängern - was aber auch genau das Problem des Spieles ist. Die Macher selbst haben zugegeben, daß sie sich ein wenig viel zugemutet haben: Teilweise ist die Landschaft etwas leer, den Quests fehlt es ein wenig an Überraschungen und die Geschichte des Spieles ist ein wenig fad - zumindest nicht außergewöhnlich, wie es Teil 1 und 2 waren. D.h. das "Gothic-Gefühl" ist ein wenig verlorengegangen. Dazu kommen noch ein paar Balancing-Probleme, die aber möglicherweise durch Patches beseitigt werden. Die teilweise etwas dünne Story wird sich aber vermutlich nicht verbessern - vielleicht in einem Addon. Die Grafik der eigenen Engine sieht wieder ziemlich gut aus - wobei man natürlich auch einen entsprechenden Rechner braucht. Allerdings ruckelt es gerne mal kurzzeitig. Dies scheint gerne bei einem Hauptspeicher von 1GB aufzutreten, möglichweise wegen der Festplattenzugriffe. Hier kann Tuning in der INI-Datei helfen (obwohl dies eigentlich vom Spiel selbst gemacht werden sollte). An den Performanceproblemen wird von den Entwicklern wohl noch etwas gearbeitet, so wie auch an einigen der derben Balanceproblemen. So beispielsweise ist es fast unmöglich, gegen Wildschweine zu bestehen. Der Grund ist, daß ein Angriff eines Schweines den Angriff des Helden unterbricht (er taumelt erstmal etwas zurück). Das Schwein kann aber weiter angreifen (schließlich kam der Angriff des Helden ja nicht durch), und so kommt es ziemlich schnell zum Tod des Helden, wenn er nicht den ersten Schlag landen konnte. Es ist sogar beobachtet worden, wie eine Rotte Schweine, in eine Stadt gelockt, die dortige Bevölkerung komplett den Garaus gemacht hat! Dieses Problem wurde inzwischen durch einen Patch beseitigt, aber eigentlich dürfte ein derartiges Verhalten nie durch die Testphase durchkommen. Durch einige Patches wurden einige der schweren Probleme des doch etwas zu früh herausgekommenen Spieles inzwischen beseitigt. Die Entwickler zeigen sich da recht engagiert, JoWooD ist da wie üblich mehr als gelassen. Das Spiel selbst ist nicht schlecht, eigentlich sogar ganz gut, aber es ist definitiv nicht der Nachfolger, den die Fans der Serie sich gewünscht haben. Anschauen sollte man sich das Spiel dennoch, aber jedenfalls nicht, ohne sich vorher gut zu informieren. ©2020 Holger Thiele Bilder © Piranha Bytes bzw. World of Gothic generiert aus "gothic.template" vom 18 04 2007 |