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Prey
Prey, das erste Spiel von Human Head Productions, basiert auf der
Doom3-Engine. Es ist ein Actionspiel (a.k.a. Ballerspiel ;-)), welches
in Deutschland nur an Personen ab 18 Jahren verkauft werden darf. Dies
ist sicherlich auch gerechtfertigt, aber das Spiel besitzt neben
den Actionelementen eine durchaus ganz nette Geschichte und hat ein
paar Features, die es aus der Masse an Spielen dieses Genres herausheben.
Tommy, sein Großvater Enisi sowie seine Freundin Jen sind Indianer und
leben in einem Reservat. Tommy kann sich nicht mit den Sitten und Glauben
seines Stammes anfreunden und würde eigentlich gerne mit seiner Freundin
verschwinden. Diese ist aber ein stolzes Mitglied ihres Stammes - also ganz
klar reichlich Konfliktmaterial.
Aber es geht hier ja um Action, und die bricht nach einem kleinen
Einführungsgeplänkel mit aller Kraft über die kleine Bar, in der alles
startet, hinein: Die wird nämlich, wie auch so einiges in der Umgebung,
mit geheimnisvollen Strahlen direkt in ein unglaublich großes Raumschiff
eingesogen.
Im Raumschiff angekommen, sind die drei an eine Art Bahn gekettet und
werden an ein unbekanntes Ziel gefahren. Die Umgebung ist unglaublich
fremdartig, und es sieht nicht wirklich gut aus. Plötzlich wird von
scheinbar Verbündeten ein Sprengsatz gezündet, der die Bahntrasse zerstört,
und Tommy kommt frei.
Und damit beginnt das Abenteuer wirklich.
Klar, Tommy versucht, seine Freundin und den Großvater zu befreien. Er
ist im Inneren eines gigantischen, teils organischen Raumschiffes (der
Sphäre), und wird von den Bewachern gnadenlos gejagt. Im Verlaufe seines
Abenteuers findet er (wie könnte es anders sein) einiges an Waffen. Alle
diese Waffen sind Alien-Waffen und sehen nett und insbesondere fremdartig
aus. Natürlich gehen sie auf "handelsübliche" Waffen wie Gewehre und
Maschinengewehre zurück, und besitzen meist zwei Modi: Das Gewehr z.B. hat
einen Zoom-Modus und kann so auch als Scharfschützengewehr verwendet werden,
und das Maschinengewehr kann auch Granaten verschießen. Auch sehr nett
ist die Energiekanone, die an bestimmten Terminals aufgeladen werden
muß: Je nach Terminal kann man den Gegner dann vereisen, Feuerbälle
schießen oder Blitze abgeben, die so richtig reinhauen. Leider ist die
Munition dieser Waffe recht begrenzt.
Recht schnell muß Tommy sehen, wie sein Großvater von einer barbarischen
Maschine umgebracht wird. Später wird auch klar, was die Außerirdischen
von den Menschen eigentlich wollen: Sie ernten die Menschen, so wie wir
die Schweine und Rinder!
Und bald erwischt es auch Tommy, aber obwohl er nie etwas vom Glauben
seines Stammes geglaubt hat, erscheint er bei seinem Großvater im
Reich der Geister und Ahnen. Und dort erhält er erst eimmal ein wenig
Einblick ....
Durch die Doom3-Engine sieht Prey schon recht fecht aus. Die Umgebung
ist sehr fremdartig, und immer durchzogen von organischen Elementen. Klar,
es geht um Action, und normalerweise ist alles das, was sich bewegt, böse und
sollte eliminiert werden. Aber ein paar Sachen in Prey heben das Spiel
heraus:
Immer wieder im Spiel tauchen Portale auf, Löcher im Raum, die von
einem Punkt zu einem anderen führen (siehe auch den ersten Screenshot). Zum
Teil führen diese Portale auch in Räume, die von innen ganz andere
Ausmaße haben als von außen. Man kann durch ein Portal hindurchgucken auf
die andere Seite. Teilweise sind die Dinger auch an den Seiten oder an der
Decke angebracht, was beim Durchspringen zu leichten Orientierungsproblemen
führt.
Die Schwerkraft ist auch so ein Ding: Hier und da sind Schalter
angebracht, welche die Schwerkraft entsprechend umschalten. Dies kann man
dazu benutzen, (kleine) Rätsel zu lösen (wie komm ich jetzt denn da wohl
durch) oder die Bewacher ziemlich dumm aussehen zu lassen (hupps, Schwerkraft
dreht sich - platsch).
In vielen Räumen gibt es besondere Wege an den Wänden und an der Decke,
die sogenannten Wallwalks. Sind diese aktiviert, kann man an ihnen
entlanglaufen, wo auch immer sie angebracht sind. Man kann also wörtlich
die Decke entlanglaufen. Natürlich wird man auch dort von den Wachen
beharkt, und es benötigt einiges an Orientierung, die Gegner zu finden, denn
die können quasi überall sein. Und wenn man einen Gegner erwischt, dann fällt
diese physikalisch korrekt in Richtung Boden, was von der aktuellen
Perspektive halt durchaus "oben" sein kann.
Tommy lernt recht schnell den spirit walk, den Wechsel in eine
Geisterform. Er kann dann durch Kraftfelder gehen, die er mit seinem Körper
nicht durchdringen kann. Dies wird meist für kleine Rästel verwendet: Man
muß nicht nur Kraftfelder ausschalten, sondern auch mal seinen Körper
irgendwo parken und als Geistererscheinung einen Knopf betätigen, um
eine Fahrbewegung auszulösen. Normalerweise sind im Spiel diese
Rästelpunkt, wo man in die Geistererscheinung wechseln muß, mit einem
Symbol gekennzeichnet. Das hätten sich die Entwickler vielleicht sparen
sollen, wenn die Rästel sind eh schon mehr als einfach (bis auf 1 oder 2,
die ein wenig Nachdenken erfordern). Man kann als Geistererscheinung
auch mit Geisterpfeilen Feinde erlegen, diese wissen aber spätestens
dann, wo sich der Geist aufhält. Man hätte ein klein wenig mehr aus
dem spirit walk machen können.
Sterben kann Tommy nach dem Besuch in der Geisterwelt (das
passiert relativ früh im Spiel) sowieso nicht mehr: Wenn es ihn erwischt,
dann erscheint er in der Geisterwelt und kann mit dem Bogen innerhalb von
etwa 10 Sekunden Seelen erlegen, die seine Gesundheit oder sein
"Mana" (für die Pfeile in Geisterform) auffrischen. Ist die Zeit um, taucht
er wieder an der Stelle auf, wo er vorher gestorben ist.
Durch die grafischen Effekte, den "wallwalk", die Portale, die
teilweise haarsträubend verbogene "Realität" (quasi der Raum in der Kiste)
und der ab und an verringerten Schwerkraft spielt sich Prey in ganz
besonderer Weise (und manchmal guckt man ganz schön verdutzt, wo jetzt
mal wieder oben ist, oder von wo der Gegner gerade mal feuert). Und die
Geschichte ist auch nett und bietet einige überraschende Wendungen.
Prey hätte allerdings durchaus ein wenig länger sein können (ein Problem
vieler neuerer Aktionspiele), aber es ist noch akzeptabel. Der
Wiederspielwert ist allerdings gering, denn es gibt keine geheimen Wege
oder verschiedene Möglichkeiten: Prey ist schon sehr linear. Aber es macht
Spaß, und die Grafik ist, auch wegen der o.g. Besonderheiten, wirklich
schön anzusehen (entsprechend halbwegs aktuellen Rechner vorausgesetzt).
Und es läuft in der Verkaufsversion durchaus stabil, im Gegensatz zu
manchen anderen Spielen.
©2020 Holger Thiele
Bilder © Human Head Studios / 3D Realms
generiert aus "prey.template" vom 03 10 2006
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